Ab 18.05.23 BLIX NOT BOMBS

Wäre Diplomatie nicht der bessere Weg?

Greta war gerade 8 Jahre alt geworden, als sie den 11. September auf ihrem Fernseher in Stockholm verfolgte. In den folgenden Monaten und Jahren erlebte sie, wie ihr Landsmann, der Diplomat Hans Blix, als Waffeninspektor der UNO zu einem wichtigen Akteur in der globalen Krise wurde. Jetzt, im 21. Jahrhundert der Kriege, der politischen Extreme und Klimakatastrophen, wendet sich Greta an den mittlerweile 94-jährigen Blix, um ihn zu fragen, ob er ihr helfen kann, die Welt zu verstehen. Und hat er genug getan?

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Auf den ersten Blick wirkt Hans Blix wie ein gewöhnlicher schwedischer Rentner. Er verbringt seine Tage in seiner dunklen Stockholmer Wohnung, macht mit seiner Frau lange Nachmittagsspaziergänge am Strand, spielt mit den Enkelkindern, und er beobachtet gerne Vögel. Hans ist 92 Jahre alt, und er weiß, dass seine Zeit auf dieser Erde sich dem Ende zuneigt. Also beginnt er aufzuräumen: sein Haus, seine Besitztümer, seine Beziehungen zur Familie. Und auch seine Vergangenheit. Die Fotos an den Wänden des Arbeitszimmers in seiner dämmrig beleuchteten Wohnung verraten, dass dieser scheinbar langweilige alte Mann vor nicht allzu langer Zeit Seite an Seite mit den mächtigsten Männern der Welt stand. Er schüttelte die Hände demokratischer Staatschefs ebenso wie von legendären Diktatoren, die von der gesamten westlichen Welt gefürchtet wurden. Er stand im Epizentrum geopolitischer Entwicklungen, die sich bis heute auf die Weltpolitik auswirken. Vor siebzehn Jahren wurde Hans Blix mit der wichtigsten Aufgabe seiner Karriere betraut. Als Leiter der Kommission für Überwachung, Überprüfung und Inspektion der Vereinten Nationen (United Nations Monitoring, Verification and Inspection Commission – UNMOVIC)
wurde er in den Irak geschickt, um herauszufinden, ob der Verdacht der USA, dass dort Massenvernichtungswaffen hergestellt werden, begründet war oder nicht. Wenn sich der Verdacht bewahrheiten sollte, würde dies die Absicht der USA bekräftigen, in den Irak einzumarschieren, das Regime Saddam Hussains zu stürzen und dort eine neue Regierung zu installieren. Hans Blix stand unter extremem Druck, sowohl von Saddam Hussain als auch von der Bush-Administration, die darauf erpicht war, „etwas zu finden.“ Die internationalen Medien verfolgten aufmerksam jeden seiner Schritte, und die Welt wartete nervös auf sein Urteil. Nach drei Monaten präsentierte Blix seinen Abschlussbericht: Sein Expertenteam konnte die Existenz von Atomwaffen im Irak nicht bestätigen. Die Führer der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Spaniens und anderer Verbündeter beschlossen jedoch, Blix‘ Bericht zu ignorieren und die Invasion durchzuführen, die der Ausgangspunkt einer Kette von Konflikten war, deren Konsequenzen bis in die Gegenwart reichen. Und obwohl Hans Blix mit dem Einmarsch nicht einverstanden war, hat er damals auch keine besonderen Anstrengungen unternommen, um sie zu verhindern. Als ordentlicher Beamter und Diplomat akzeptierte er die Entscheidung und zog sich aus dem öffentlichen Raum zurück. „Meine Aufgabe war es, einen objektiven Bericht vorzulegen, und diese Mission habe ich erfüllt“, erklärt er. Im letzten Abschnitt seines Lebens wirft Blix nun einen Blick zurück und wir sprechen mit ihm über zentrale Fragen: Hat er versagt, als er die westlichen Führer nicht davon überzeugen konnte, dass der Einmarsch in den Irak die falsche Entscheidung ist? Trägt er die Verantwortung für die Invasion, die zum Zusammenbruch der irakischen Armee führte, den Aufstieg des Islamischen Staates begünstigte und zur darauf folgenden Flüchtlingskrise in Europa und dem Aufstieg der Populisten im Westen beitrug? War seine friedliche Haltung angemessen, oder wäre es besser gewesen, genau so aggressiv zu handeln wie die gestandenen politischen Führer damals? Ist dieser stille, unauffällige Mann, der sich sein ganzes Leben lang immer um Beschwichtigung bemüht hat, aufgrund seiner
diplomatischen Herangehensweise verantwortlich für Völkermorde, Kriege und Millionen verlorener Leben?

Buch und Regie: Greta Stocklassa
Kamera: Stanislav Adam
Originalton und Musik: Pavel Jan
Schnitt: Alan Sýs, Jorge Sánchez Calderón
Producerin: Petra Dobesová
Produzenten: Radovan Sibrt, Erik Winker, Martin Roelly, Mario Adamson, Ümit Uludag
Eine Produktion von PINK, CORSO Film und Sisyphos Film, in Koproduktion mit dem RBB, in
Zusammenarbeit mit ARTE
Gefördert von: Czech Film Fund, Film- und Medienstiftung NRW, Film Fund Stockholm, Swedish Film
Institute

Länge: 85 Min Englisch/Schwedisch OmdU, FSK beantragt ab 0, Presse – und Kinomaterial unter cloud punkt cineglobal punkt de (Spamschutz)